Stellungnahme der Fürstenwalder Wassersportvereine zur Situation des Sport- und Freizeitbades Schwapp

19. Januar 2021

Die gemeinnützigen Sportvereine Fürstenwalder Schwimmverein e.V., DLRG Kreisverband Oder-Spree e.V., Triathlonverein Fürstenwalde e.V., MULTISPORT LOS e.V., BSG Pneumant Fürstenwalde e.V. (Abteilungen Wasserball, Drachenbootsport, Wassergymnastik, Schwimmen)geben folgende gemeinsame Erklärung ab:

 Mit Schrecken haben wir es erst aus der Zeitung erfahren, dass unsere wichtigste Trainingsstätte das Sport- und Freizeitbad Schwapp einem Surf-Park weichen soll. Uns ist bekannt, dass im Schwapp ein riesiger Instandhaltungsrückstau aufgelaufen ist und die Wirtschaftlichkeit des Betriebes schon seit langem nicht mehr gegeben ist. Wir sind uns auch bewusst, dass das Training unserer Sportarten in der jetzigen Form nur durch Subventionen der öffentlichen Hand möglich sind. Aber wir wissen auch, dass diese Subventionen gleichzeitig auch Investitionen in die Zukunft der Stadt Fürstenwalde und des gesamten Oder-Spree-Kreises sind, welche mehrfach wieder zurück kommen.

Das Vorhandensein eines öffentlichen Schwimmbades führt zu einer deutlich höheren

Lebensqualität in der Stadt und im Landkreis. Nicht nur ein Teil unserer Mitglieder sondern auch ein Teil der Gesamtbevölkerung des Oder-Spree-Kreises hat bei der Entscheidung in der Region sesshaft zu werden die Verfügbarkeit eines Schwimmbades in die Überlegungen dazu einbezogen. Laut Deutscher Gesellschaft für das Badewesen e.V. werden jährlich ca. 600 Millionen Bäderbesuche verzeichnet.

Diese große Beliebtheit ist sicherlich auch durch den hohen Gesundheitsfaktor des Wassersports bedingt. Sämtliche Organsysteme sowie das gesamte Muskel- und Knochensystem des Menschen werden bei den Bewegungen im Wasser positiv beeinflusst. Ein Besuch im Schwimmbad hat sowohl präventive, also vorbeugende, als auch rehabilitative, also wiederherstellende, Effekte auf die Gesundheit. Auch deshalb werden viele Kurse im Schwapp durch die Krankenkassen ganz oder teilweise erstattet.

Bei regelmäßigem Training erhalten unsere Mitglieder anerkannte Bescheinigungen zur Teilnahme an Bonus- und Vorteilsprogrammen der gesetzlichen Krankenkassen. Sowohl die Präventionskurse, als auch die Reha-Angebote und Schwimmlehrkurse sind stets ausgebucht, es bestehen lange Wartelisten. All dies zeigt, wie gesundheitsfördernd der Besuch im Schwimmbad ist, und welcher Zugewinn an Lebensqualität für alle Bürger durch die Existenz eines wohnortnahen Schwimmbades besteht. Es gibt praktisch keinerlei Altersbeschränkungen für die Nutzung eines Schwimmbades. Die Übungsgruppen erstrecken sich vom Babyschwimmen bis zum Seniorenschwimmen mit Mitgliedern die weit über 80 Jahre alt sind.

Die Grundschulen haben den gesetzlich vorgeschriebenen Auftrag Schwimmunterricht zu erteilen. Laut der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (DLRG) haben 25 Prozent der Schulen keinen Zugang zu einem Schwimmbad. Etwa 60 Prozent der Zehnjährigen sind laut einer DLRG-Studie von 2017 keine sicheren Schwimmer. 2019 wurden 417 Badetote in Deutschland gezählt.

Trotz der vielen offenen Gewässer in unserer Region gibt es äußerst wenige ernsthafte Badeunfälle. Dies liegt sicher an den Möglichkeiten der hiesigen Schulen und gemeinnützigen Vereine ihrer Verpflichtung zur Schwimmausbildung nachkommen zu können.

Nicht nur durch das Betreiben des Schwapp werden wir dazu unterstützt, sondern auch durch zahlreiche weitere Maßnahmen für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Beispielsweise erwähnt werden sollte die Gutscheinaktion für die Teilnahme an Schwimmkursen für 5-7-jährige Kinder. Es zeigt sich, dass die Verantwortlichen erkannt haben, dass ein sicheres Schwimmen ebenso zu den zu beherrschenden Grundfertigkeiten gehört wie das Lesen, Schreiben und Rechnen. Dank der Unterstützung und Förderung durch die Stadt hat sich nicht nur der Breiten- und

Gesundheitssport in der Schwimmhalle entwickelt. Im Schwapp sind derzeit zwei

Landesleistungsstützpunkte ansässig, Schwimmen und Rettungsschwimmen.

Zahlreiche Leistungssportler konnten durch das Training im Schwimmbad ihre Ziele erreichen. Amtierende und ehemalige Welt- und Europameister, Olympiasieger und -teilnehmer, internationale und nationale Meister aus den verschiedensten Sportarten trainieren derzeit im Schwapp. Viele hochtalentierte Jungathleten befinden sich in der Entwicklung und Aufbau zum erfolgreichen Spitzenathleten.

Zu Recht darf sich Fürstenwalde als „Stadt des Sports“ gegenwärtig bezeichnen.

Leider sind alle genannten Errungenschaften durch die aktuellen Entwicklungen existenziell gefährdet.

Durch die Schließung des Sportbades und Errichtung eines Surf-Parks in Fürstenwalde würde die Stadt und der Landkreis einen massiven Verlust im Bezug auf die Lebensqualität und die Zukunft für seine Einwohner hinnehmen müssen.

Schwimmbäder werden das ganze Jahr über besucht. Sie bieten nicht nur Sportmöglichkeiten, sondern sind auch ein Ort für Gesundheit, Spiel, Spaß und Entspannung. Es ist nicht zu erwarten, dass ein Surf-Park von solch einer Bevölkerungsbreite angenommen werden kann, wie ein Schwimmbad. Aufgrund der immensen Investitionskosten handelt es sich um einen sehr exklusiven Trendsport welcher aufgrund der besonderen erforderlichen körperlichen Voraussetzungen nur von einem deutlich eingeschränkten Teil der Bevölkerung ausgeübt werden kann. Auch aus sportmedizinischer Sicht sind die positiven gesundheitlichen Effekte deutlich

weniger breit gefächert.

Wird das Konzept so umgesetzt wie es aus den bisher vorhandenen Informationen abgeleitet werden kann, würde für weite Teile der Bevölkerung der Stadt und des Landkreises eine der wichtigsten gesundheitsfördernden, entwicklungsfördernden und sportfördernden Möglichkeiten wegfallen.

Eine bürgernahe, soziale und zukunftsorientierte Kommunalpolitik könnten die meisten Menschen darin nicht mehr erkennen.

Die Schaffung neuer Arbeitsplätze im Oder-Spree-Kreis, wie zum Beispiel durch das Tesla-Werk in Grünheide zu erwarten ist, könnte in Folge zu einer deutlich kleineren Bevölkerungsentwicklung führen als tatsächlich möglich wäre. Der Grund dafür wäre der durch die Abschaffung des Schwimmbades bedingte reduzierte Freizeitwert in der Region. Die Angestellten würden lieber längere Arbeitswege in Kauf nehmen, als auf das vielfältigere Schul-, Vereins- und Freizeitangebot in Berlin oder den uns benachbarten Landkreisen zu verzichten.

Im letzten Jahr hat selbst die Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der FDP den Bädern einen hohen Stellenwert zugeschrieben, da hier „eine für die Bevölkerung lebensrettende Kulturfähigkeit vermittelt“ werde. Außerdem habe Schwimmen „verschiedene gesundheitliche Vorteile, trägt zu einem gesundheitsförderlichen Lebensstil bei und damit zur Vermeidung chronischer Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und Muskel- und Skelettkrankheiten“.

Wir bedauern es sehr, dass wir als Wassersportvereine und unsere Sportverbände nicht früher über die Planungen informiert worden sind und um eine Stellungnahme gebeten wurden. Es ist auch nach den bisher vorliegenden Informationen nicht erkennbar, dass Schulen und Gesundheitsverbände als weitere Betroffene mit dem öffentlichen Auftrag zur Schwimmförderung zu der Sache angehört wurden.

Wir bitten die Entscheidungsträger daher folgende Punkte zu beachten:

Die Implementierung eines Sportbades in den Surf-Park erscheint uns derzeit nicht zielführend. Aufgrund der mehrjährigen Bauzeit würden das Training und die Schwimmausbildung sehr lange unterbrochen. Das Leistungsniveau der Vereine würde massiv abfallen. Das Trainingspensum würde stark sinken, da lange Anfahrtswege zu alternativen Trainingsstätten in Kauf genommen werden müssten. Die entstehenden Lücken zu den sportlichen Konkurrenten könnten, wenn überhaupt, erst nach vielen weiteren Jahren geschlossen werden. Durch den zu erwartenden Mitgliederschwund würde ein nicht zu lösendes Nachwuchsproblem entstehen.

Auch würden mehrere Jahrgänge der Kinder der Stadt und des Landkreises ohne jegliche Schwimmkenntnisse aufwachsen. Bereits jetzt kann die hohe Nachfrage nach Schwimmkursen aufgrund begrenzter personeller und Wasserzeit-Kapazitäten nicht vollständig bedient werden. Sicher würden einige wenige gutverdienende Eltern lange Fahrten und die damit verbundenen hohen Kosten in Kauf nehmen um ihren Kindern eine Schwimmausbildung zu ermöglichen. Für einen Großteil der Bevölkerung wäre dies jedoch nicht realisierbar.

Aufgrund der immensen Investitionskosten für einen Surf-Park ist auch zu erwarten, dass die Nutzungsgebühren eines Sportbeckens in solch einem Komplex deutlich höher ausfallen würden als bisher. Die Vereine müssten ihre Mitgliedsbeiträge erhöhen.

Ebenso ist zu erwarten, dass die Eintrittspreise für den öffentlichen Badebetrieb nicht mehr für alle erschwinglich sein dürften.

Diese Entwicklungen wären mit einer sozialen Kommunalpolitik nicht vereinbar.

Uns ist bewusst, dass das Schwapp in der jetzigen Form nicht mehr weiter betrieben werden kann. Es besteht ein immenser Investitionsrückstau, die Einnahmen können die laufenden Kosten nicht decken. Dennoch bitten wir darum, es zur Bedingung zu machen, dass im Falle einer Veräußerung das Gebäude erst an den Investor übergeben wird, wenn ein neues Schwimmbad an anderer Stelle in Betrieb genommen werden kann.

Hierzu erlauben wir uns einen Vorschlag zur Gestaltung eines Schwimmbadneubaus zu machen.

Vom Niederländischen und Deutschen Schwimmverband wurde eine Standardschwimmhalle entwickelt welche den Bedürfnissen der Schulen, der Vereine und des öffentlichen Badebetriebes gerecht wird. Durch die modulare Bauweise und die Nutzung von Fertigelementen konnten die Kosten für die Errichtung und den Betrieb stark gesenkt werden. So belaufen sich die Kosten für ein Bad mit einem 25m Becken und acht Bahnen – also dem Sportbecken im Schwapp entsprechend –

auf circa 4,5 Millionen Euro. Die Kosten betragen also nur einen Bruchteil der veranschlagten Sanierungskosten für das Schwapp. Dank der Fertigelemente beträgt die Bauzeit weniger als 12 Monate. In Deutschland und Europa stehen bereits mehrere dieser Schwimmhallen mit der Bezeichnung „2521 Simply Swimming“.

Eine Längshubwand ist in dem Becken eingebaut. So kann es einfach geteilt werden und zeitgleich können zum Beispiel Kleinkinder auf der einen Seite das Schwimmen erlernen während auf der anderen Beckenseite die Drachenboot-Paddler auf ihren nächsten Weltmeistertitel trainieren. Durch die Trennung mittels der Hubwand bleibt trotz des aufgewühlten Wassers auf der Bootsseite das Wasser für den Schwimmnachwuchs ganz ruhig.

Kleinere Becken mit zum Beispiel fünf Bahnen sind ebenfalls möglich. Bei Kosten von etwa 2,8 Millionen Euro hierfür, könnten sogar zwei Hallen, eine im südlichen und eine im nördlichen Stadtteil, diskutiert werden. Eine Halle könnte dann schwerpunktmäßig durch Schulen und Vereine genutzt werden.

Im Anhang dieses Schreibens findet sich eine Informationsbroschüre zu den Möglichkeiten und Kosten des „2521 Simply Swimming“ Konzeptes.

Die Vorteile sind neben den niedrigen Herstellungs- und Betriebskosten die schnellen Bauzeiten von unter einem Jahr.

 

Dadurch könnte das Schwapp noch bis zum Abschluss der Neubaumaßnahmen betrieben werden, falls auf eine Sanierung verzichtet oder das Gebäude veräußert werden sollte. Somit könnte das gesamte Badpersonal nahtlos im neuen Bad beschäftigt werden.

Würde man das Schwapp schließen und auf die Fertigstellung des Surf-Parks warten, droht den Angestellten im Schwapp eine langfristige Arbeitslosigkeit. In der Konsequenz müssten sie abwandern um ihrem Beruf nachzugehen.

Wir hoffen, dass wir mit dieser Stellungnahme eine Auseinandersetzung mit der Problematik anregen und eine baldige Lösung für die Zukunft des Wassersports im Sinne der Bürgerinnen und Bürger in Fürstenwalde und im Oder-Spree-Kreis gefunden wird.